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Willi das Arschloch

Oh, ein sehr sym­pa­thi­scher Haus­meis­ter, hät­ten alle Kol­le­gen gesagt, wenn man sie gefragt hät­te, was sie von dem Haus­meis­ter hiel­ten. Sie fan­den ihn alle sym­pa­thisch, dabei wür­de der Typ sei­ne eige­ne Groß­mutter bei Ebay rein­ge­stel­len, wenn nur Gebo­te für sie zu erwar­ten wären.
Der Haus­meis­ter, der Mann der an der Hoch­schu­le die klei­nen Din­ge in Ord­nung gehal­ten hat, der Wän­de ange­stri­chen, Steck­do­sen repa­riert, Bil­der auf­ge­hängt, Tafeln ange­schraubt hat war auch mein Arbeits­kol­le­ge, und alle hät­ten gesagt, ein sel­ten däm­li­cher Typ, nach­dem er ein teu­res AKG-Mikro­fon mit nach Hau­se genom­men und am sel­ben Abend bei Ebay rein­ge­stellt hat, unter sei­nem Namen: Willy.
Das hat ihn den Job gekos­tet. Man klaut eben nicht, macht man nicht, und schon gar nicht, wenn einem der Gene­ral­schlüs­sel anver­traut wor­den ist. Das ist zu ein­fach mit dem Gene­ral­schlüs­sel. Du schließt einen Raum auf, du schließt einen Schrank auf, du nimmst die Sachen die du brauchst und ver­kaufst sie abends auf Ebay.
Wil­ly war irgend­wo noch ein Ost­ler, eine Ost­po­cke, viel­leicht immer noch nicht ange­kom­men in der BRD, die DDR hat­te ihn geformt, wo die Losung zu jedem Par­tei­tag lau­te­te, dass mehr aus den Betrie­ben her­aus­ge­holt wer­den müsse.
Wil­ly, der sym­pa­thi­sche Mann mit dem Gene­ral­schlüs­sel, hat­te aber nicht nur ein Mikro­fon geklaut, son­dern noch ein ande­res teu­res Mikro­fon und ein wei­te­res sehr teu­res Mikro­fon, einen beson­ders teu­res Tele­ob­jek­tiv und noch ein teu­res Tele­ob­jek­tiv, einen Bea­mer, meh­re­re HDMI-Adap­ter und eini­ge ande­re Sachen, die, wenn man sie in Geld auf­wie­gen wür­de, ins­ge­samt einen Wert von 30.000 Euro hätten.
Dazu hat er ein knap­pes Jahr gebraucht und ganz vie­le Kol­le­gen sind irre geworden.
Hey, das kann doch nicht sein, ich hab doch das Tele­ob­jek­tiv ges­tern hier in den Schrank gestellt und den Schrank abge­schlos­sen. Wie­so ist das weg? Bin ich blö­de?, sagt ein Kol­le­ge, und Wil­ly ist grad in der Nähe und sagt: Na, viel­leicht hast du dich geirrt. Viel­leicht hast du es in den ande­ren Schrank gestellt.
Der Kol­le­ge öff­net den ande­ren Schrank, da ist das Tele­ob­jek­tiv natür­lich auch nicht, aber Wil­ly sagt sogleich: Viel­leicht hast du es ja auch hier rein getan, und öff­net eine Schreib­tisch­schub­la­de. Gemein­sam suchen die bei­den noch in meh­re­ren Schrän­ken, auch in ande­ren Räu­men nach dem ver­miss­ten Tele­ob­jek­tiv. Aber sie fin­den es nicht.
Was für einen Job die­ser Haus­meis­ter doch hat­te. Den einen Tag nimmt er die Sachen mit, den ande­ren Tag sucht er sie gemein­sam mit den Kol­le­gen und redet ihnen ein, dass sie die Sachen ver­mut­lich nur irgend­wie ver­legt haben
Aller­dings ver­schwand zu viel. So viel konn­te man gar nicht ver­le­gen. Also wur­de ver­mu­tet, dass geklaut wird, und es wur­de beschlos­sen, Video­über­wa­chungs­ka­me­ras anzubringen.
Wil­ly, der Haus­meis­ter, soll­te die Kame­ras anbrin­gen, er war schließ­lich der Mann, der die­se klei­nen hand­werk­li­chen Arbei­ten zu machen hat­te, doch er mach­te sie nicht. Aus­ge­rech­net für die Über­wa­chungs­ka­me­ras fehl­te im stän­dig die Zeit, es gab immer vor­her irgend­et­was ande­res Wich­ti­ges zu repa­rie­ren, anzu­schrau­ben oder zu suchen. So stan­den die Kame­ras 3 Mona­te im Lager­raum und waren dann irgend­wann plötz­lich auch verschwunden.
Wil­ly, das skru­pel­lo­se Arsch­loch, hat sogar mei­nen Taschen­rech­ner von mei­nem Schreib­tisch geklaut. Ein sel­te­nes Exem­plar aus den 70ern, mit rot leuch­ten­dem Dis­play, ein Sammlerstück.
Ich hät­te den Taschen­rech­ner mal auf Ebay suchen sol­len, damals, als er weg­ge­kom­men war. Aber nein, ich dach­te nur, ich hät­te ihn ver­legt, und das skru­pel­lo­se Arsch­loch hat mir beim Suchen gehol­fen, in allen Räu­men und allen Schrän­ken, nur nicht auf Ebay.
Nun hat Wil­ly sei­nen Job ver­lo­ren. Das hät­te er auch ein­fa­cher haben kön­nen, dazu hät­te er nicht klau­en müssen.
 

Tags: Arbeit, Arbeitskollegen, Diebstahl

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