Die Sache ist jetzt mehr als 20 Jahre her, und ich denke, daß ich sie mittlerweile erzählen kann. Es ist nichts, worauf ich stolz sein könnte, ein Trick, ein Hack, ein Diebstahl in einem Waschsalon, bei dem ich ziemlich viel falsch gemacht habe, aber dennoch davon gekommen bin.
Ich hatte meine Wäsche in eine freie Waschmaschine getan und war zum Bezahlautomaten an der Wand gegangen, wo ich die Nummer meiner Waschmaschine eintippen und Geld einstecken mußte, damit die Waschmaschine zu Waschen begann.
Da kam es zum ersten Ups-Moment, nachdem ich einen Zwanzigmarkschein in den Automaten geschoben hatte, der Automat ihn aber nicht annehmen wollte und wieder zurückschob, woraufhin ich bemerkte, daß es zwei Zwanzigmarkscheine waren, übereinander, und ich dachte: Ups? Hab ich jetzt zwei Zwanziger eingeschoben? Kein Wunder, daß der das wieder ausspuckt. Aber komisch ist es trotzdem. Ich dachte, daß ich nur einen Zwanziger dabei gehabt hätte.
Ich steckte also einen Zwanziger in meine Hosentasche und versuchte es erneut.
Und schon kam der zweite Ups-Moment. Der Zwanzigmarkschein wurde wieder nicht angenommen, wieder zurückgeschoben, und wieder hielt ich zwei Zwanziger in der Hand, so daß ich dachte: “Ups … ?”
Dann blickte ich vorsichtig nach links und nach rechts, um zu sehen, was die anderen machten.
Die anderen lasen Zeitung, glotzen auf ihre Waschmaschinen oder unterhielten sich. Also steckte ich den zusätzlichen Zwanzigmarkschein in meine Hosentasche und überlegte, was hier vor sich gegangen sein könnte.
Am Schlüssigsten schien mir, daß das Eselsohr in meinem Zwanziger die Ursache war. Ich fand, das wäre ein sehr billiger Trick, ein Hack, aber hey, warum nicht? Vielleicht ist es tatsächlich so: Ich schiebe den Zwanziger mit dem Eselsohr in den Schlitz, die Walzen ziehen den Zwanziger bis zu dem Fach, wo schon andere Zwanziger gestapelt liegen, die Prüflichtschranken denken, der Zwanziger sei falsch, wegen dem Eselsohr, es fehlt eine Ecke, die Walzen schieben den Zwanziger wieder nach draußen. Dabei hakt mein Zwanziger mit seinem Eselsohr aber noch einen Zwanziger aus dem Fach unter und bringt ihn mit.
Ich kniffte das Eselsohr also noch einmal ordentlich zurecht, schob den Zwanziger erneut ein und bekam wieder zwei Zwanziger zurück. Das machte ich noch mal und noch mal und noch mal und immer wieder noch mal, bis ich weit mehr als 200 D‑Mark zusammen hatte. Dann überlegte ich kurz, ob ich jetzt den Knick aus dem Zwanziger entferne und endlich mein Wäsche wasche.
Aber mir kam das Schild am Eingang des Waschsalons in den Sinn: Videoüberwacht. Wo ist die Videokamera? fragte ich mich. Hat sie mich gefilmt? Nein! Du darfst dich jetzt nicht im Raum umsehen, um herauszufinden, wo du nicht hinsehen darfst. Du darfst jetzt nur noch auf den Boden gucken. Und mach die Kapuze auf!
Mit gesenktem Haupt, gehüllt in die Kapuze meines Hoodys ging ich zur Waschmaschine, holte die ungewaschene Wäsche heraus, stopfte sie in meinen Beutel, und dann war ich schnell weg.
Sie haben mich nie gekriegt. Ich hab Glück gehabt. Ich bin auch nie wieder in diesen Waschsalon gegangen. Zwei Monate später hatte er übrigens dicht gemacht und ein Fastfoodrestaurant zog dort ein. Womöglich war der Waschsalon pleite gegangen. Vielleicht hatten andere den Trick mit dem Knick auch herausgefunden.
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