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Ist die Erde flach oder was anders?

Dies ist ein fik­ti­ves Gespräch zwei­er männ­li­cher Men­schen mit unter­schied­li­chen Posi­ti­on. Zum Teil hat das Gespräch den Cha­rak­ter einer Studie.

Wor­an denkst du, wenn du fol­gen­des hörst?: Wis­sen­schaft­ler haben her­aus­ge­fun­den, daß die Erde rund ist.

Kraß! Echt? Die Erde ist rund? Kei­ne Schei­be? Ich kann nicht am Rand run­ter­fal­len? Wie geil ist das denn?

Hast recht, ist schon geil, daß die Erde rund ist. Aber, was denkst du noch? Jetzt mal so beim Wort Wissenschaftler?

Was soll ich da den­ken? Wis­sen­schaft­ler eben.

Ja, klar, aber was für ein Bild hast du da? Sind das eher Män­ner oder Frauen?

Woher soll ich denn das wissen?

Na schätz doch mal! Sag mal in Prozent!

Wie? Ich soll schät­zen, wie vie­le Wis­sen­schaft­ler Frau­en und Män­ner sind? Von denen, die raus­ge­fun­den haben, daß die Erde rund ist? Ich hab kei­ne Ahnung.

Nun schätz doch ein­fach mal!

Gut, wenn du unbe­dingt willst, dann sag ich … 30 Pro­zent Frau­en. Kann aber mehr oder weni­ger sein. Da müß­te man eigent­lich hin­ge­hen und auszählen.

Ok, gut, machen wir es mal anders. Was denkst du, wenn du fol­gen­des hörst?: Wis­sen­schaft­ler und Wis­sen­schaft­le­rin­nen haben her­aus­ge­fun­den, daß die Erde rund ist.

Was ich da den­ke? Kraß! Die Erde ist kei­ne Schei­be? Wie geil ist das denn? Ich kann nicht am Rand runterfallen.
Und dann … den­ke ich viel­leicht noch: Wie­so hat der jetzt Wis­sen­schaft­ler und Wis­sen­schaft­le­rin­nen gesagt? Wie­so betont der, daß Frau­en dabei sind? Hat das irgend­ei­ne Bedeu­tung? Soll das Skep­sis aus­drü­cken? Kei­ne Ahnung. Egal. Haupt­sa­che, die Erde ist kei­ne Scheibe.

Siehst du?

Was sehe ich?

Du hast jetzt an Frau­en gedacht.

Mach ich öfter.

Bleib mal bei der Sache! Es geht um den Satz, der beginnt mit: Wis­sen­schaft­ler und Wissenschaftlerinnen …
Das hat ein ande­res Bild in dei­nem Kopf erzeugt. Frau­en waren mehr präsent.

Wie gesagt, ich war nicht sicher, was das soll.

Aber schätz doch mal jetzt den Frauenanteil!

Das müß­te man eigent­lich aus­zäh­len. Aber gut, ich schät­ze. Ich soll jetzt bestimmt eine höhe­re Zahl nen­nen, weil du Wis­sen­schaft­ler und Wis­sen­schaft­le­rin­nen gesagt hast. Ich sag 50%. Richtig?

Siehst du? Frau­en sind jetzt viel prä­sen­ter. Du denkst jetzt schon, daß es 50% sind.

Was hat das damit zu tun, daß die Erde rund ist?

Na war­te mal! Paß mal auf! Was denkst du, wenn du fol­gen­den Satz hörst?: Wis­sen­schaft­ler innen haben her­aus­ge­fun­den, daß die Erde rund ist.

Hast du dich grad verschluckt?

Nee. Hör doch mal genau hin! Wis­sen­schaft­ler Innen haben her­aus­ge­fun­den, daß die Erde rund ist.

Du hast Wis­sen­schaft­le­rin­nen ein biß­chen komisch betont. Klingt wirk­lich merk­wür­dig. Also, ich den­ke, die Erde ist rund. Ich kann nicht am Rand von der Schei­be fallen.

Und was erzeugt Wis­sen­schaft­ler innen für ein Bild in dei­nem Kopf?

Du meinst, ich soll schät­zen, wie vie­le Frau­en dabei sind? Na, Wis­sen­schaft­le­rin­nen eben. Das sind 100%.

Nein. Die Beto­nung ist wich­tig. Es geht um das Gap zwi­schen Wis­sen­schaft­ler und innen. Wenn ich sage, Wis­sen­schaft­ler innen, dann ist das so in der Art wie Wis­sen­schaft­ler und Wis­sen­schaft­le­rin­nen, nur, daß bei Wis­sen­schaf­te­rin­nen das Wis­sen­schaft­ler weg­fällt. Das ist wie Wis­sen­schaft­ler und Wis­sen­schaft­le­rin­nen in einem Wort. Wenn man das schreibt, dann wird zwi­schen Wis­sen­schaft­ler und innen ein Stern­chen oder ein Dop­pel­punkt gesetzt …

Das ken­ne ich. Das geht mir voll auf den Keks, wenn ich irgend­wo lese Wis­sen­schaft­ler Stern­chen innen. Da bleib ich immer hän­gen. Häu­fig lese ich dann gar nicht weiter.

Siehst du? Dar­um geht es ja auch ein biß­chen. Du sollst da hän­gen blei­ben und drü­ber nach­den­ken, daß Wis­sen­schaft­ler nicht nur Män­ner sind, son­dern auch ein ande­res Geschlecht haben können.

Ja schön. Als Kunst­ak­ti­on ist das mal ganz nett. Aber auf Dau­er geht das ein­fach nur auf den Trichter.

Ja sag mal, weißt du über­haupt, wor­um es hier geht? Hier wer­den wirk­lich alle ange­spro­chen. Mit Wis­sen­schaft­ler innen sind ja nicht nur Wis­sen­schaft­ler und Wis­sen­schaft­le­rin­nen, also männ­li­che und weib­li­che gemeint. Mit dem Stern­chen zwi­schen Wis­sen­schaft­ler und innen, wer­den auch Diver­se einbezogen.

Diver­se?

Ja, Diver­se, das sind Men­schen, die sind weder Mann, noch Frau, nur vom Kör­per viel­leicht. Sie sind aber Non-Bina­ry, Gen­der-Flu­id, Gen­der-Que­er, Trans Stern und nicht so Cis wie du.

Ich blick nichts mehr. Zu vie­le Fremdworte.

Es geht ein­fach dar­um, auch Diver­se in der Spra­che zu includen, dafür ist das Stern­chen oder der Dop­pel­punkt zwi­schen Wis­sen­schaft­ler und innen, ver­stehst du?

Ja, ok, ver­ste­he ich. Das Stern­chen ist der Joker, der auf alle paßt. Aber wie schon gesagt, mir geht das voll auf den Trich­ter, weil Tex­te mit Stern­chen und innen beschis­sen zu lesen sind.

Du bist disrespectfull.

Sag doch ein­fach: respekt­los! Ist kür­zer und drückt das sel­be aus.

Ja, du bist respekt­los. Dir fehlt es an Empa­thie. Du bist nicht offen. Du bist nicht gewillt, auch mal anders zu den­ken, ande­ren einen Raum zu geben, anders zu lesen, dich an was neu­es zu gewöhnen.

Sag mal, wor­um geht es eigent­lich gra­de? Es geht doch dar­um, daß die Erde rund ist und kei­ne Schei­be und kei­ner am Rand run­ter­fal­len kann.

Nein. Dar­um geht es nicht. Es geht dar­um, daß du ein respekt­lo­ses, sexis­ti­sches Arsch­loch bist. Du bis ein ver­schwur­bel­ter alter wei­ßer Mann, der in unse­rer heu­ti­gen Gesell­schaft nichts ver­lo­ren hat. Du bist ein ras­sis­ti­scher Voll­pfos­ten und oben­drein auch noch ein Flacherdler.

Tags: Gendern

2 Kommentare

  • Nikki Gendermann

    8. Oktober 2021, 22:08

    Gefällt mir! Der Genderschwachsinn wird auf lockere Art und Weise deutlich.
    Habe mich ebenfalls satirisch mit dem Thema Gendern auseinander gesetzt.
    Schaumal unter www.quergendern.de
    Unter "Interviews mit QuerGenderman" habe ich ebenfalls 2 Dialoge geschrieben.

    Grüße
    Nikki Gendermann

  • anna

    8. Januar 2022, 14:48

    Ich bin eine Wissenschaftlerin.

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