Wenn ich zur Arbeit fahre, früh morgens, hole ich mir, wie so viele andere auch, häufig einen Kaffee, den ich dann in der U‑Bahn, die News auf dem Handy, eine Zeitung oder ein Buch lesend, trinke. Je nachdem, welche Route ich zur Arbeit nehme, es gibt die mit der U‑Bahn bis Gleisdreieck, die mit der S‑Bahn bis Anhalterbahnhof oder die mit der M1 bis Rosenthaler Platz und dann noch 2 mal U‑Bahn, komme ich an dem Backshop vorbei, in dem die folgende kleine Geschichte ihren Anfang nahm:
Als die Kassiererin im Selbstbedienungs-Backshop mir das Wechselgeld reichen wollte, entglitt ihr ein 10-Cent-Stück. Es eierte einen Moment auf dem Tresen herum, rollte dann über die Kannte und plumpste in meinen heißen Kaffee, der auf dem Tablett vor dem Tresen stand.
“Oh, Entschuldigung”, sagte die Kassiererin, und ich überlegte, was ich nun tun könnte. Mit zwei Fingern in den Pappbecher langen, um das Geld herauszuholen, das war unmöglich, der Kaffee zu heiß. Sollte ich fordern, daß ich meinen Kaffee wegschütten und einen neuen einfüllen dürfe?
Die Kassiererin blickte suchend über den Kassentresen. Anscheinend war ihr entgangen, daß die Münze sich mit leisem Plupp, im meinem Kaffee verabschiedet hatte. Allein die Frau hinter mir schien es noch bemerkt zu haben, denn ich hatte von ihr ein kurzes “Hihi” vernommen.
Die Kassiererin sah mich schulterzuckend an.
“Egal”, sagte ich. “Ich werde die 10 Cent freitrinken, kein Problem”, nahm mein Tablett und ging zu dem Tischchen, wo ich mir einen Deckel auf den Kaffeebecher machen und das Tablett auf den Stapel der benutzten Tabletts legen konnte.
“Freitrinken”, hatte ich gesagt, und ich weiß nicht, ob die Kassiererin überhaupt verstanden hatte, was ich damit meinte. Ich hatte keine Anstalten gemacht, nach dem Geldstück zu suchen. So konnte sie mich für einen reichen Sack halten, dem es egal ist, ob ein paar Cent auf dem Boden landen. Die 10 Cent waren aber nicht auf dem Boden, die 10 Cent waren in meinem Kaffeebecher und verschmutzten den Kaffee. Das Fett von den Fingern der Kassiererin war daran, es würde sich in meinem Kaffee lösen und regenbogenfarbene Schlieren auf der Oberfläche bilden. Doch die sah ich nicht, es war ein Deckel auf dem Becher, mit dem ich mich hinunter in die U‑Bahn begab, um zur Arbeit zu fahren, bis Möckernbrücke.
Am Ziel angekommen, nach 10 Stationen mit einmal umsteigen, war der Kaffee leer getrunken und ich warf den Pappbecher in den nächstbesten Mülleimer auf dem Bahnsteig. Fast im selben Augenblick fiel mir ein, daß ich etwas vergessen hatte, drehte aber nicht noch mal um.
Ich wollte nicht im Mülleimer herumwühlen.
Damit hatte ich für meinen Kaffee 2,30 Euro statt 2,20 Euro bezahlt.
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