Wie entstehen Domainleichen?
1. Akt
Der Geschäftsführer und der PR-Manager eines (hier fiktiven) Unternehmens namens Uniadmin haben sich zu einem Meeting zusammengefunden und einen Mitarbeiter der IT mit eingeladen, um eventuell IT-spezifische Fragen schnell zu klären.
Geschäftsführer: “Du bist auch Uniadmin ist wirklich ein großartiger Slogan für unsere PR-Kampagne auf der Messe im Oktober. Damit zeigen wir, daß jeder einer von uns ist und erzeugen ein Identitätsgefühl unserer Kunden mit unserem Unternehmen. Wirklich ausgezeichnet.”
PR-Manager: “Danke sehr. Wir möchten für die Kampagne eine eigene Webseite aufsetzen und haben dazu auch schon ein Konzept entwickelt.” (legt ein paar nichtssagende Grafiken auf den Tisch)
Geschäftsführer: “Unter welcher Adresse wird denn das laufen? Unter dubistauchuniadmin.de? Das könnten wir gut auf unsere Flyer drucken.”
PR-Manager: “Genau! Aber wir wollen dazu noch du-bist-auch-uniadmin.de reservieren.” (wendet sich dem ITler zu) “Wäre es ein großer Aufwand, diese beiden Domains zu registrieren? Ist das teuer?”
ITler: “Nein, ist kein großer Aufwand. Kostet vielleicht 70 Cent pro Monat und Domain.”
Geschäftsführer: “Ach! Das ist ja nichts. Das ist ja wie geschenkt. Da sollten wir auch noch du-bist-auch-uni-admin.de nehmen, falls jemand nicht weiß, ob Uniadmin mit oder ohne Bindestrich geschrieben wird.”
PR-Manager: “Stimmt! Guter Vorschlag! Das ist vor allem wichtig, wenn einer den Flyer nicht mehr hat. Wenn wir schon dabei sind, sollten wir aber auch gleich noch die .com-Domain reservieren. Nicht, daß einer eine Fakeseite du-bist-auch-uniadmin.com aufsetzt und uns damit schädigt.” (wendet sich wieder dem ITler zu) “Ist das aufwendig, noch die .com-Domain zu registrieren?”
ITler: “Nein. Eine .com-Domain kostet rund 99 Cent pro Monat.”
Geschäftsführer: “Na, da nehmen wir die doch gleich mit, kostet ja nichts. Gut … Sonst noch was? Haben wir was vergessen?”
PR-Manager: “Hmm … Zum Teil haben wir ja auch internationale Kundschaft. Es ist bestimmt sinnvoll, wenn wir uns noch you-are-uniadmin-too.com reservieren.”
Geschäftsführer: “Sehr gut! Damit positionieren wir uns international. Das sollten wir auf keinen Fall auslassen.”
ITler: “Sollte es nicht heißen: you-are-also-uniadmin.com?”
PR-Manager: “Was? Nein! Das heißt ‘you are uniadmin, too’. Oder?” (zum Geschäftsführer) “Jetzt bin ich mir auch nicht mehr ganz sicher.”
Geschäftsführer: “Hmm … too oder also. Vom Gefühl her würde ich auch too sagen. Aber ganz sicher bin ich nicht. Wir müssen das von unserer Übersetzerin checken lassen. Bis dahin reservieren wir beides.”
ITler: “Sollen die englischen Domains auch unter .de reserviert werden? Oder nur unter .com?”
Geschäftsführer: “Auch unter .de”
ITler: “Und die englischen alle mit und ohne Bindestrich im Uniadmin?”
Geschäftsführer: “Ja., natürlich. Lieber eine Domain zuviel reserviert, als einen Kunden weniger, der nicht weiß, daß Uniadmin ohne Bindestrich geschrieben wird.”
ITler: “Dann fasse ich kurz zusammen. Ich hab notiert, daß wir folgende Domains reservieren: dubistauchuniadmin.de, du-bist-auch-uniadmin.de, du-bist-auch-uni-admin.de, dubistauchuniadmin.com, du-bist-auch-uniadmin.com, du-bist-auch-uni-admin.com. Und dann noch mal youareuniadmintoo, you-are-uniadmin-too, you-are-uni-admin-too für .com und .de. Und außerdem youarealsouniadmin ebenfalls in allen Formen mit und ohne Bindestrich sowohl für .com als auch .de.”
Geschäftsführer: “Genau! Wunderbar! Wie lange dauert das, die Domains zu reservieren? Können wir das heute noch anleiern? Nicht daß uns jemand zuvorkommt und uns was wegschnappt.”
ITler: “Das kriegen wir heute noch hin.” (Und in ironischem Ton): “Was ist eigentlich mit .eu?”
Geschäftsführer: “Oh! Sehr gut! .eu ist Europa. Ein riesiger Markt. Damit kriegen wir alle Europäer. Reservieren wir die mal auch noch.”
ITler: “Alle? Auch die deutschen?”
Geschäftsführer: “Hmm. Ich glaub, wir müssen es nicht übertreiben. Für .eu reichen die englischen.”
ITLer: “Und was ist mit .ninja?”
Geschäftsführer: “Was ist Ninja?”
ITLer: “.ninja ist auch eine Topleveldomain. Wir könnten du-bist-auch-uniadmin.ninja registrieren.”
PR-Manager: “Nee. Das klingt unseriös, finde ich. Sicherheitshalber sollten wir uns lieber noch .info und .biz holen, um Trittbrettfahrern zuvorzukommen.”
ITler: “Und .sex?”
Geschäftsführer: “.sex gibts auch?”
PR-Manager: “Ja. Gibt es. Hätte ich selbst nicht gedacht. Bin neulich ganz zufällig drauf gestoßen. Ist aber für unsere Zwecke ungeeignet, ist genauso unseriös wie .ninja. Wir sollten noch .info und .biz mitnehmen. Das wars.”
Geschäftsführ: “Ja, .info und .biz noch dazu. Das reicht. Dann können wir jetzt zum nächsten Punkt übergehen. Die Webseite und die Flyer …”
2. Akt
Das Meeting nach der Messe, das gleichzeitig das Meeting vor der Messe im nächsten Jahr ist.
PR-Manager: “Also unsere PR-Kampagne ‘Du bist auch Uniadmin’ war insgesamt ein Riesenerfolg. An unserem Stand gab es viele Interessierte. Fast alle Flyer sind weggegangen. Allerdings, die Besucherzahlen auf unserer extra eingerichteten Webseite dubistauchuniadmin.de hätten etwas besser ausfallen können.”
Geschäftsführer: “So? Wie waren die denn?”
ITler: “Während der Messe hatten wir auf dubistauchuniadmin.de zwischen 5 und 10 Unique Visitors pro Tag. Jetzt sind es nur noch 1 bis 2, das sind aber eigentlich nur Zugriffe von uns selbst. Die anderen Domains hatten so gut wie gar keine Zugriffe.”
PR-Manager: “Ich denke, der Slogan war nicht ganz so günstig. Mit ‘du bist auch Uniadmin’ haben wir das Wir-Gefühl nicht ausreichend kommuniziert. Daher haben wir uns überlegt, unsere nächste Kampagne unter dem Slogan ‘Wir sind alle Uniadmin’ zu starten.”
Geschäftsführer: “Wir sind alle Uniadmin ist wirklich ein großartiger Slogan. Oder besser vielleicht: Wir alle sind Uniadmin? Sind die Domains noch frei?”
Schluß
Ein paar Jahre später … das (fiktive) Unternehmen gibt es immer noch. Auch die Domains sind noch registriert. Unter dubistauchuniadmin.de ist das SSL-Zertifikat abgelaufen, und wer trotzdem akzeptiert, bekommt die Meldung Internal Server Error, weil die PHP-Scripte, mit denen die Webseite einst programmiert worden ist, nicht mehr mit der aktuell installierten PHP-Version auf dem Webserver laufen.
Die Kampagne ‘wir alle sind Uniadmin’ dagegen wurde nie umgesetzt. Lediglich die zugehörigen Domains wurden registriert, diesmal zusätzlich auch noch .io, weil .io nach Ansicht Geschäftsführers modern und spritzig wirkte. Bei einem Aufruf der Domains wird man allerdings nur auf die normale Homepage des (fiktiven) Unternehmens weitergeleitet.
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