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Die Headhunter mal wieder ...

Zum Ver­ständ­nis: wer Xing nicht kennt (Ich weiß gar nicht, wie es aus­ge­spro­chen wird: Ksing oder Kros­sing?), dem sei gesagt, Xing ist so etwas wie Face­book, aber nicht mit Freun­den, son­dern mit Kol­le­gen. Wer Face­book nicht kennt: Face­book ist so etwas wie Lin­ke­din, nur nicht mit Kol­le­gen, son­dern mit Freunden.

Die Head­hun­ter schei­nen wie­der über die Xing-Pro­fi­le zu jagen, um Arbeits­kräf­te im IT-Bereich zu suchen. Die Zahl der Anfra­gen, die bei mir ankom­men, ist in den letz­ten Wochen stark gestie­gen. So erreich­te mich auch fol­gen­de Nachricht:

“Hal­lo …,
ich hof­fe, das direk­te “Du” ist in Ord­nung. Mein Name ist Lisa, ich bin Recrui­te­rin bei der Agen­tur XYZ. XYZ ist Markt­füh­rer für inno­va­ti­ve Pro­duk­te im Bereich ABC. Der­zeit suchen wir eine*n Softwareentwickler*in mit Erfah­rung in C++, Qt. Dein Pro­fil ist mir bei mei­ner Recher­che sehr posi­tiv auf­ge­fal­len. Falls Du Inter­es­se hast, möch­te ich Dir die Vakanz ger­ne näher vorstellen.
Ich freue mich, von Dir zu hören.
Grüße
Lisa”

Beim Zitie­ren habe ich mir erlaubt, ein paar Kom­ma­feh­ler sowie zum Teil feh­ler­haf­te Groß- und Klein­schrei­bung zu kor­ri­gie­ren. Außer­dem habe ich den Namen der Fir­ma in XYZ und den Bereich, in dem die Fir­ma tätig ist, in ABC geän­dert, und Lenas Namen habe auch geändert.

Ich den­ke, mein Xing-Pro­fil ist gar nicht so groß­ar­tig, wie es die Nach­richt ver­mu­ten läßt. Es zeigt ein Foto, auf dem ich däm­lich in die Luft gucke. Dazu wer­den drei Punk­te mei­nes Lebens­laufs genannt, näm­lich, daß ich frü­her Pro­gram­me gecrackt habe, ein biß­chen was mit Soft­ware zum Fax­ver­sand zu tun hat­te und als Netz­werk­fut­zi an einer Hoch­schu­le tätig war. Bei beson­de­re Aus­zeich­nun­gen steht, daß ich einen U7-Mal­wett­be­werb gewon­nen habe, und unter Was ist mein Mot­to? hab ich geschrie­ben: “Ich wür­de nie­mals für eine Fir­ma arbei­ten, deren Name auf O endet.”

Letz­te­res hat­te ich in jener Zeit ein­ge­tra­gen, als Zalan­do mehr und mehr bekannt wur­de, und jedes mie­se Start­up die­sen Erfolg kopie­ren woll­te, indem es sich einen Namen gab, der auf O endet. Es ent­stan­den Namen wie Mibb­lio, Aspe­ra­do oder Lie­feran­do, und es gip­fel­te in der vier-o-igen Wort­schöp­fung Modo­mo­to für ein Start­up, das Zalan­do gleich Kla­mot­ten liefert.

Da Face­book mir stän­dig stö­ren­de, ner­vi­ge und auf­dring­li­che Modo­mo­to-Wer­bung in die Time­line spül­te, blo­ckier­te ich schließ­lich den Mist, und ich nahm mir vor, nie, nie, nie, für solch einen Dreck mei­ne Arbeits­kraft her­zu­ge­ben, wes­halb ich bei Xing rein­schrieb, daß ich nie für eine Fir­ma, deren Name auf O endet, arbei­ten würde.

Irgend­wann 2017 hat­te ich ein Vor­stel­lungs­ge­spräch bei Stra­to und die Sache mit dem O gar nicht mehr auf dem Schirm, und sie spra­chen mich drauf an, was für einen Moment zu Unsi­cher­heit auf mei­ner Sei­te führte.
Am Ende haben wir jedoch alle gelacht, und ich hab den Job nicht bekommen.

Nun, ich bin mir ziem­lich sicher, daß kei­nem ein­zi­gen Head­hun­ter mein Xing-Pro­fil bei gründ­li­cher Recher­che beson­ders posi­tiv auf­ge­fal­len sein könn­te. Mein Pro­fil war höchs­tens wegen irgend­ei­nes Schlüs­sel­wor­tes wie C++ ins Such­ras­ter für ein Mas­sen­an­schei­ben geraten.

Ich ant­wor­te­te also:

“Hi Lisa,
das direk­te “Du” ist voll in Ord­nung. Daß du aber Gen­der­stern­chen in dei­nem Anschrei­ben ver­wen­dest, emp­fin­de ich absto­ßend und ekelhaft.
Grüße
…”

Wenn sie mein Pro­fil so umwer­fend fand, hät­te sie ihr Anschrei­ben auch etwas per­sön­li­cher gestal­ten kön­nen oder zumin­dest, wo sie mir schon mit dem “Du” in die Tür fällt und dane­ben ver­un­si­chert den Text mit Stern­chen zer­matscht, mich wenigs­tens nach mei­nen Pro­no­men fra­gen sollen.

Eigent­lich hät­te ich gar kei­ne Ant­wort mehr von ihr erwar­tet, doch es kam noch eine:

“Dan­ke, damit been­de ich sehr ger­ne ein wei­te­res Gespräch.”

Welch ein Kunst­stück, etwas zu been­den, was nicht ange­fan­gen hat. Das geht doch gar nicht.
Aber natür­lich weiß ich, wie sie das gemeint hat.

Tags: Gendern, Arbeit, Jobsuche, Xing, Facebook

1 Kommentar

  • Nils E.

    9. September 2022, 18:55

    Vielen Dank für diesen Bericht über deine Erfahrung mit einem Headhunter auf XING. Spannend, dass du als ITler überdurchschnittlich oft kontaktiert wirst in letzter Zeit und schade, dass dir die Gendersprache so übel aufgefallen ist. Ich erwäge auch, mit einem Headhunter zusammenzuarbeiten und wollte mir daher diverse Erfahrungen anschauen.

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