Uniadmin
Skip to content

Der seltsame Fall der Stephanie S.

Wie war es eigent­lich damals mit StudiVZ?

Febru­ar 2007, die sozia­len Netz­wer­ke erleb­ten in Deutsch­land ihren Auf­stieg, und ich hat­te mich bei Stu­diVZ ein­ge­tra­gen. Immer, wenn ich mich ein­logg­te, las ich: „Tobi­as hat kei­ne Freunde“.
Ich konn­te die ande­ren ankli­cken, anse­hen und gru­scheln, aber Freun­de für mich gab es nicht.
So blieb ich der freund­lo­se Tobi­as H.
Doch am 25. Febru­ar 2007 bekam ich plötz­lich eine Mail von Ste­pha­nie S.
Sie schreib:

HI, WAS STU­DIERST DU?

Ich ant­wor­te­te:

Hal­lo Stephanie
Ich stu­die­re nichts. Ich bin Netz­werk­ad­mi­nis­tra­tor an einer Hoch­schu­le und hab mich mit mei­nem Bei­tritt zu Stu­diVZ dar­über infor­mie­ren wol­len, was die Stu­den­ten mei­ner Hoch­schu­le so treiben.
Schö­nen Gruß
Tobias

Kla­re Fra­ge, kla­re Ant­wort. Mehr pas­sier­te nicht. In mei­nem Stu­diVZ-Post­ein­gang befand sich von nun an eine Mail von Ste­pha­nie S. Alles ande­re blieb gleich: Tobi­as hat kei­ne Freunde.
Ein drei­vier­tel Jahr spä­ter, am 20.12.2007, erhielt ich wie­der eine Nach­richt von Ste­pha­nie S.

Hi, ken­ne ich dich?

Mei­ne Ant­wort am sel­ben Tag:

Ja, du kennst mich

Ihre Ant­wort vom 28.12.2007:

sicher?
ich habe da jeman­den im kopf, bin mir aber nicht sicher …
was stu­dierst oder arbei­test du?
kennst du mount vernon?
bist du berliner?
hast du eine schwester?
wie hast du mich gefun­den? zufällig?
wie alt bist du?
lg,
stephanie.

Das waren mir zu vie­le Fra­gen auf ein­mal. Mount ver­non … nie gehört. Und wie soll­te ich sie gefun­den haben, wenn ich sie gar nicht gesucht hat­te? Ich beant­wor­te­te die­se Mail ein­fach nicht und erhielt am 8.1.2008 eine wei­te­re Mail von Ste­pha­nie S.:

hi,
sorry,
aber ich bin mir nicht sicher, ob ich dich ken­ne. doch ich den­ke inzwi­schen, dass ich dich mit jeman­den ver­wechs­le und du mich auch.
oder gib mir einen hinweis.

Dass ich sie mit jeman­dem ver­wech­sel­te, war doch wohl aus­ge­schlos­sen. Ich wuss­te, dass sie die­je­ni­ge war, die mich vor 11 Mona­ten gefragt hat­te, was ich stu­dier­te. Ich beschloss, ihr auf die Sprün­ge zu helfen.
Mei­ne Ant­wort vom 8.1.2008:

Du kennst mich inso­fern, dass Du mir am 25.2.2007 eine Mail geschrie­ben hast, wor­in Du frag­test, was ich denn stu­dier­te, wor­auf­hin ich Dir ant­wor­te­te, dass ich Netz­ad­min an einer Hoch­schu­le sei und nur schau­en woll­te, was die Stu­den­ten so tun.
Ich glau­be aber, wei­te­re Ver­bin­dun­gen gibts nicht.
Tobias

Ant­wort von Ste­pha­nie S. am fol­gen­den Tag:

o.k. dir dann noch wei­ter­hin erfolg!

Mein Erfolg wei­ter­hin: Tobi­as hat kei­ne Freunde.

15. Juni 2009, andert­halb Jah­re spä­ter, bekam ich aber­mals eine Mail von Ste­pha­nie S.:

wer bist du?
bist du zufäl­lig auf mei­ne sei­te gesto­ßen oder…?

Es konn­te schon sein, dass ich ihre Sei­te ange­klickt hat­te, wodurch sie das in ihrem Log­buch bei sich sehen konn­te. Muss­te sie mir des­we­gen aber gleich schrei­ben und dabei noch so tun als, wüss­te sie nicht, wer ich war?
Mein Ant­wort am 16.6.2009:

Lie­be Stephanie,

ich freue mich sehr, dass es uns gelun­gen ist, unse­re Brief­freund­schaft über einen so lan­gen Zeit­raum auf­recht zu erhal­ten. Um Dei­ne Fra­ge zu beant­wor­ten, wie ich auf Dei­ne Sei­te gesto­ßen sei: Ich habe auf eine Dei­ner Mails in mei­nem Post­ein­gang geklickt und bin so auf Dei­ner Sei­te gelan­det. Ich hät­te eine Dei­ner Mails auch gar nicht ver­feh­len kön­nen, da sich aus­schließ­lich Mails von Dir und von nie­man­dem sonst in mei­nem Post­ein­gang befin­den. Du bist die Ein­zi­ge, die mir treu schreibt. Und das schon seit dem 25.2.2007. Meist frag­test Du mich, ob Du mich viel­leicht kennst, doch immer kamen wir zu dem Ergeb­nis, dass ich nicht der war, der du glaub­test, der ich sei. Wahr­schein­lich wer­den wir auch bei die­sem Schrift­wech­sel jetzt zu kei­nem ande­ren Ergeb­nis kom­men, es sei denn, Du erin­nerst Dich dar­an, dass Du mir schon eini­ge Mails geschrie­ben hast. Dann kennst Du mich zumin­dest als den, dem Du schon eini­ge Mails geschrie­ben hast, der dann aber nie der war, der Du glaub­test, der er sei.
Lie­be Grü­ße und ich hof­fe, dass wir wei­ter­hin eine ange­reg­te Kon­ver­sa­ti­on füh­ren werden.

Dein Tobi­as

Ant­wort von Ste­pha­nie am 16.6.2009

nein, du irrst dich.
ich ken­ne dich nicht und habe dir nie geschrieben…

Ant­wort von mir am 16.6.2009:

Lie­be Stephanie,

Wie geht es Dir?
Ich muss geste­hen, Du über­raschst mich immer wieder!
Ich habe mir soeben erlaubt, ein Bild­schirm­fo­to mei­nes Stu­diVZ-Post­ein­gangs zu machen. Das Bild habe ich hoch­ge­la­den und unter mei­nen Fotos abge­legt. Du soll­test Dir das ein­mal anschauen.
Und dann soll­ten wir mal über­le­gen, wie die Nach­rich­ten von STE­PHA­NIE S, dort alle in mei­nen Post­ein­gang gekom­men sein könnten?
Ich sehe fol­gen­de Möglichkeiten:
1. Du hast die Nach­rich­ten alle geschrie­ben und es schlicht ver­ges­sen. In die­sem Fal­le mache ich mir gro­ße Sor­gen um Dich und Dei­ne Zukunft.
2. Du hast die Nach­rich­ten alle geschrie­ben und tust so, als ob Du von nichts wüss­test. Wenn das so ist, dann haben wir bei­de sehr viel Spaß.
3. Jemand ande­res benutzt Dein Stu­diVZ-Kon­to und schreibt in Dei­nem Namen Mails an mich, …
Also ich weiß es nicht.
Sicher ist nur, dass ich meh­re­re Mails von Dir habe und ich gespannt auf Dei­ne Ant­wort bin.
Tobi­as

Ant­wort von Ste­pha­nie am 16.6.2009

ich erin­ne­re mich, dass ich vor einem jahr einen tobi­as gesucht habe, der in ber­lin wohnt. viel­leicht habe ich damals auch dich angeschrieben…
doch du bist es nicht.
ich habe ihn inzwi­schen gefunden.
also lass mich bit­te in ruhe!

Frech­heit! Als ob ich ver­sucht hät­te, mich ihr als ihren Tobi­as aufzudrängeln.
Ant­wort von mir am 16.6.2009:

Ich möch­te noch ein­mal deut­lich beto­nen, dass *Du* es bist, die mich mit Mails belästigt.
Du hast mir am 25.2.2007 geschrie­ben, wahr­schein­lich auf der suche nach die­sem Tobi­as, das ist aber schon mehr als 2Jahre her! Dann plötz­lich am 20.12.2007 wie­der, womög­lich immer noch auf der Suche nach jenem Tobi­as. Ist immer­hin 1,5 Jah­re her.
Und dann auf ein­mal jetzt am 15.6.2009. Mit der Fra­ge, wie ich auf Dei­ne Sei­te gesto­ßen sei.
Erin­nerst Du Dich? Ich woll­te gar nichts. Du woll­test was!
Und dass ich nicht der Tobi­as bin, den Du suchst, weiß ich schon seit 2 Jah­ren. Da hat­ten wir das geklärt. Und vor 1,5 Jah­ren noch mal.
Das heisst, wir müs­sen es nicht wie­der klären.
Zu klä­ren wäre höchs­tens, war­um Du so ver­gess­lich bist und es nicht schaffst Dir Dei­ne Irr­tü­mer ein­zu­ge­ste­hen und viel­leiccht zu sagen. „Sor­ry, ich bin wohl sehr ver­gess­lich und habe mich geirrt“. Und dann soll­test Du Dir noch ernst­haft über­le­gen, wie Du sol­che Fehl­trit­te in Zukunft ver­mei­den kannst.
Tobias

16.6.2009
Ich bekam eine Mail von Nor­bert S.

wer bist du, wie kommst du auf mei­ne Seite?

Er wuss­te nicht, wer ich war, aber ich wuss­te, wer er war. Er war der Freund von Ste­pha­nie S. Nicht ein Freund, son­dern der Freund. Ich habe ihn gese­hen in den Foto­al­ben von Ste­pha­nie S. Hand in Hand, Arm in Arm mit Ste­pha­nie S. Und auf den Fotos konn­te ich den Nor­bert auch noch ankli­cken, so war ich auf sei­ne Sei­te gekommen.
Mei­ne Antwort:

Wie ich auf Dei­ne Sei­te gekom­men bin? Durch Mausklick.
Für wei­te­re Details frag Ste­pha­nie, die kann es Dir sicher­lich genau­er erklä­ren, sofern sie nicht schon wie­der alles ver­ges­sen hat.
Ansons­ten emp­feh­le ich Dir, nicht jedem zu schrei­ben, der mal auf Dei­ne Sei­te klickt. Ich ken­ne Dich nicht und Du mich nicht.

Ant­wort von Norbert:

dan­ke, ich neh­me nicht die Emp­feh­lun­gen jedes xbe­lie­bi­gen Stu­divz­lers ent­ge­gen… wenn er nicht­mal ein aus­ge­füll­tes Pro­fil hat.
Wenn er dann noch Stal­ker­qua­li­tä­ten auf­weist, die er mit screen­shots unter­malt füh­le ich mich sogar gezwun­gen, ihn anzuschreiben.

Nor­bert S. mach­te sich Sor­gen um sei­ne Ste­pha­nie S. Er fürch­te­te, dass ein Stal­ker namens Tobi­as H. sei­ne Liebs­te beläs­tigt. Ich schrieb ihm eine freund­li­che, auf­klä­ren­de Antwort:

Ach herr je. Nun habe ich auch noch Stal­ker­qua­li­tä­ten wegen des Screen­shots. Stel­len wir uns doch mal die Fra­ge, wer hier der Stal­ker ist? Ich sag mal wohl­wol­lend: Nie­mand. Das Pro­blem von Ste­pha­nie ist ein­fach, dass es ihr nicht gelingt, sich zu mer­ken, dass sie mir schon mehr­fach Mails geschrie­ben hat, mit „wer bist du“, „ken­nen wir uns“…
Und nein! Nie­mand kennt hier nie­man­den. Wenn das ein­mal geklärt ist, erwar­te ich, dass ich ein drei­vier­tel Jahr spä­ter nicht noch mal gefragt wer­de. Das tut die Ste­pha­nie aber.
Möge der Screen­shot beim nächs­ten Mal die arme Ste­pha­nie doch dar­an erin­nern, dass sie mich *nicht* kennt und sie das bereits per E‑Mail geklärt hat.

Ant­wort von Norbert:

???? ok, alles klar.

19.6.2009, ich erhielt ein Nach­richt von stu­diVZ Support

Hey Tobi­as,

wir haben ein Bild aus dei­nem Foto­al­bum ent­fernt, da mit die­sem die Per­sön­lich­keits­rech­te eines ande­ren Nut­zers ver­letzt wurden.

Die­ser Nut­zer war mit der Ver­öf­fent­li­chung die­ses Fotos im Inter­net nicht einverstanden.

Die­se Löschung kann nicht rück­gän­gig gemacht werden.

Soll­test du erneut Bil­der ohne das Ein­ver­ständ­nis der abge­bil­de­ten Per­so­nen hoch­la­den, wer­den wir ande­re Maß­nah­men ergreifen!
Vie­len Dank für dein Verständnis.

Lie­be Grüße
dein schü­lerVZ Team

Abge­se­hen davon, dass auf dem Screen­shot gar kei­ne Per­son abge­bil­det war, und von der Fra­ge, war­um sich das Schü­lerVZ Team um die Belan­ge der Stu­diVZ­ler küm­mer­te, war durch die Löschung des Bil­des die Wahr­schein­lich­keit gestie­gen, dass Ste­pha­nie S. mir bald wie­der schrieb. Doch davor bewahr­te mich der Abstieg von StudiVZ.

Tags: StudiVZ, Soziale Netzwerke

    Schreib einen Kommentar