Ich brauchte einen Augenblick, um die Situation vollständig zu verstehen, als ich eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit über die Möckernbrücke ging und vom anderen Ende der Brücke einen Mann mit einem großen Messer in der Hand auf mich zukommen sah. Dem Aussehen nach war er Ausländer, südländischer Typ, Migrant, Flüchtling, Asylant, Afghane, Syrer, schwarzes Haar, schwarzer Bart, und der hatte ein wahrlich heftiges Messer dabei, wohl ein Küchenmesser, dessen Klinge fast so lang wie sein Unterarm war. Dieser Mann lief auf mich zu, er war vielleicht noch zwanzig Meter entfernt.
Scheiße, dachte ich, was ist hier los? Was mach ich jetzt? Muß ich gleich abhauen? Wohin?
Ich überlegte, mich umzudrehen und wegzurennen oder auf die andere Seite der Brücke zwischen den fahrenden Autos hindurch hinüberzuhüpfen, in der Hoffnung, daß mich kein Auto erfaßt. Außerdem sah ich die Möglichkeit, links über das Geländer in den Landwehrkanal zu springen und forzuschwimmen, da bemerkte ich in der Mitte der Brücke eine junge Frau, die noch zwischen mir und dem Mann war, die mit ihrem Fahrrad anhielt, abstieg und es an das Brückengeländer lehnte. Der Mann mit dem Messer ging auf sie zu, er gab ihr das Messer, die junge Frau bedankte sich, legte das Messer hinten in ihren Fahrradkorb, stieg wieder aufs Fahrrad und fuhr kurz darauf an mir vorbei. Der Mann verließ die Szene in die andere Richtung, und erst jetzt hatte ich die Situation vollständig verstanden.
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