Vor einiger Zeit ist mir ein kleines Büchlein in die Hände gefallen, in welchem über die Äquivalenz von Energie und Information geplaudert wird. Es wird angenommen, daß Information und Energie im Prinzip das gleiche sind und sich vom einen ins andere und zurück wandeln lassen. Durch Albert Einstein kennen wir bereits die Äquivalenz von Masse und Energie, E=mc², was intuitiv schon schwer zu erfassen ist. Nehmen wir ein Kilo spaltbares Uran, das so stark unter Druck gesetzt wird, daß die Kettenreaktion eintritt, dann gibt es einen Blitz, einen Knall, das ist die freigewordene Energie, und im Gegenzug ist das Uran mit der Masse von einem Kilo verschwunden. Flüchtig betrachtet scheint es wie die Verbrennung von einem Kilo Holz. Es gibt Feuer, Hitze und Licht, und danach ist das Holz weg (abgesehen von einem bißchen Asche). Das Holz ist aber nicht weg. Das eine Kilogramm Holz ist immer noch da, und zwar in Form von Kohlendioxid als Gas in der Erdatmosphäre. Dagegen ist das Kilo Uran nach der Explosion tatsächlich weg, es schwebt nicht in der Atmosphäre, es ist weg, einfach weg, nicht mehr da, umgewandelt in Energie. Der Blitz und der Knall sind das Uran selbst. Und das ist dann doch schon etwas schwerer zu erfassen, aber noch merkwürdiger ist sicherlich die Äquivalenz von Information und Energie.
Hergeleitet wird das über den Maxwellschen Dämon, ein Gedankenexperiment, bei dem zwei Kammern mit Gasmolekülen gefüllt sind. Die Kammern sind beide durch ein kleines Loch miteinander verbunden, durch das ein Gasmolekül von der einen Kammer in die andere schlüpfen kann. Und dieses Loch kann durch eine Klappe verschlossen sein oder eben geöffnet. Nun kommt der Dämon ins Spiel, ein Wesen, das guckt, ob ein sich schnell oder eher langsam bewegendes Molekül sich anschickt, durchs Loch zu schlüpfen. Der Dämon öffnet und schließt die Klappe immer so, daß mit der Zeit in der einen Kammer die schnellen Moleküle und in der anderen Kammer die langsamen Moleküle landen. Da, wo die schnellen Moleküle sind, ist das Gas heiß, da wo die langsamen sind, ist das Gas kalt, also haben wir ein Wärmegefälle, was sich in Arbeit umwandeln läßt.
Da unter idealen Voraussetzungen für das Öffnen und Schließen der Klappe und für den Betrieb das Dämons keine Energie notwendig ist, würde der Dämon durch das Sortieren der Gasmoleküle nach warm und kalt also Energie aus dem Nichts schaffen, was aber dem Energieerhaltungssatz widerspricht und demnach unmöglich sein müßte.
Die Erklärung wäre, daß die Energie aus der Information kommt, wann die Klappe geöffnet oder geschlossen werden muß.
Die Information könnte sich so anhören: Auf, zu, auf, zu, auf, auf, zu, auf, zu, auf, zu, zu, auf, auf, zu, auf, zu, zu, zu, zu, auf, zu, auf, auf, auf, zu.
Die Information, wann die Klappe zu öffnen oder zu schließen ist, erzeugt also Energie. Daraus folgt, Information ist Energie, und weil Energie auch Masse ist, folgt sogleich, daß auch Information Masse ist.
Gewisse Redensarten bekommen damit eine ganz reale Bedeutung: “Dieser Text hat die Sprengkraft einer Bombe” oder “Hier wurden schwerwiegende Gedanken vorgetragen.”
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